Geschichte der Sachsenheimer Schulen

1558: Kleinsachsenheim wird als Schulstandort erwähnt

1562: Erste Erwähnung von Großsachsenheim als Schulstandort im Zuge von Hoheitsveränderungen und damit einhergehender neuer Schulordnungen zum Schulstandort.

Zunächst verfügte Großsachsenheim allerdings über kein Schulgebäude, was sich um das Jahr 1567 allerdings änderte, als die Schule als „Obere Schule“ im alten Pfarrhaus eingerichtet wurde. Später kam dann die sogenannte „Untere Schule“ in der heutigen Oberen Straße hinzu.

1661: erste bekannte Schülerzahl mit 34 Buben und 30 Mädchen

1764: die Sachsenheimer Volksschule zählt bereits 200 Schüler, die von zwei Lehrern unterrichtet wurden. Unterrichtsbeginn war im Sommer bereits um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr, die Schule um 10 Uhr beziehungsweise um 14 Uhr. 

Im 19. Jahrhundert entstand so das vertikale Schulsystem mit sechsjähriger Volksschule, Realschule und Gymnasium. In den 1920ern etablierte sich das bekannte dreigliedrige Schulsystem dann völlig. Einen bedeutsamen Namen im Bereich des Schulwesens machte sich die Stadt Sachsenheim im Jahre 1908: Im Rahmen der Frauenbewegung wurde in Großsachsenheim die erste Landfrauenschule Württembergs gegründet. Viele Frauen erhielten dort eine praktisch orientierte Ausbildung, die als Grundlage für viele „Frauenberufe“ im pädagogischen, hauswirtschaftlichen und sozialen Bereich dienen sollte. Das Gebäude in der sich die damalige Schule befand existiert heute noch, im Jahre 1954 siedelte sich hier das evangelisch-kirchliche musische Aufbaugymnasium an und trägt seit 1954 den Namen Lichtenstern-Gymnasium.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich auch das Schulsystem. Die Nationalsozialisten misstrauten den Schulen als Ort der Bildung und griffen stark in den Schulbetrieb ein. Im Jahre 1934 verloren die Länder deshalb auch ihre Schulhoheit, es wurden hauptsächlich gesinnungskonforme Pädagogen eingesetzt, was das Gemeinschaftsgefühl an den Schulen stark beeinträchtigte. So mussten an Schulen beispielsweise Uniformen für Soldaten hergestellt werden und Fächer wie „Rassenkunde“ fanden im Stundenplan Einzug. Aufgrund des Krieges war ein geregelter Schulalltag kaum möglich, gegen Kriegsende ab dem 06. April 1945 musste die Schule sogar für ein halbes Jahr komplett schließen. Die Räumlichkeiten der Schule dienten unter anderem marokkanischen Soldaten als Nachtlager.

1945 gab es 3 Schulhäuser:

Bild links: Untere Schule für Klassen 1 und 2 (Grafikwerke Hedwig), Bild Mitte: obere Schule für Klassen 3 und 4 (Sichart, 1964, S. 4), Bild rechts: die 1933 errichtete Gartenschule (Bachteler, 1962, Nr. 80)

Nach einer halbjährigen Pause öffnete die Schule in Sachsenheim am 01. Oktober 1945, als vierklassige Volksschule, unter Kultusminister Theodor Heuss wieder. Arbeitsmaterial, Schulbücher und Bücher waren Mangelware, geschrieben wurde mit Federhaltern aus Holz auf Schiefertafeln. Die Lehrer waren auf ihr Gedächtnis angewiesen, weil kaum Schulbücher existierten. Fächer wie Geschichte und Erdkunde durften nicht unterrichtet werden und Karten sowie Wandbilder waren zerstört worden. Die Schüler sammelten Altpapier, um dies in der Papierfabrik Gemmrigheim gegen Hefte und Zeichenblöcke einzutauschen. Selbst ein Jahr nach Kriegsende herrschte Lebensmittelknappheit. Die Einführung der Schulspeisung war deshalb eine enorme Erleichterung. Um den Schülern etwas von der Welt zu zeigen, standen bescheidene Ausflüge, beispielsweise auf die Burg Teck, auf der Tagesordnung. Aufgrund der vielen Heimatvertriebenen stiegen die Schülerzahlen in den darauffolgenden Jahren enorm an. Das Obere Schulhaus hatte unter dem Krieg stark gelitten, sodass man sich trotz leerer Stadtkassen für einen Schulhausneubau entschied.

Im Februar 1948 begann mit dem Amtsantritt des neuen Bürgermeisters Roller der Plan für ein neues Schulhaus. Im September 1949 war Baubeginn und im Oktober 1950 wurde das neue Gebäude, nach 14-monatiger Bauzeit unter dem Namen Burgfeldschule (heute Kraichertschule) mit dem Rektor G. Stalder eingeweiht.

Bild: Einweihung Burgfeldschule, 1950 (Bachteler, 1962, Nr. 77)

Nach vielen Jahren des materiellen Mangels, spürte man nun auch in der Schule den wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik und die leeren Schulschränke füllten sich wieder. Aufgrund einiger großzügiger Spenden der Firma Kienle & Spieß konnte sogar ein Werkraum mit viel Werkzeug und Schraubstöcken eingerichtet werden. Trotz der isolierten Lage, am Rande der Stadt, nahm die Schule nun Anteil am gesellschaftlichen Leben der Stadt und beteiligte sich beispielsweise am Einholen neuer Glocken für die Stadtkirche oder am Empfang des ersten elektrischen Zuges. Außerdem unterstützten Lehrer und Schüler tatkräftig den Bau eines eigenen Schwimmbades.

Mit dem 100-jährigen Jubiläum des Liederkranzes im Juni 1950 und dem ersten Heimatfest Sachsenheims im Jahre 1955 wurde der Schulhof zweimal zum großen Festplatz für ganz Sachsenheim. Die Teilnahme der Sachsenheimer Schulen am ersten Heimatfest stellte einen Höhepunkt des damaligen Schullebens dar.

Auf den Rektor Stalder folgte im Jahre 1952 Rektor Schweinberger der sich vor allem durch seine Förderung einer sinnvollen Schulreform und des Musischen auszeichnete.

Bild: Foto des Kollegiums ca. 1954 und
Leitung von Rektor Schweinberger (Bachteler, 1962, Nr. 79)

Im Jahre 1957 wurde Helmut Müller zum Rektor. Er leistete Pionierarbeit mit der Errichtung einer Aufbaustufe für besonders begabte Schüler und der Förderung von schwachen Schülern.

Bild: Foto des Kollegiums ca. 1954 und
Leitung von Rektor Schweinberger (Bachteler, 1962, Nr. 79)

Konrektor Naser richtete damals eine Physiksaal und sogar ein Fotolabor ein. Hier lernten Schülerinnen und Schüler selbstständig Bilder zu entwickeln. Unter Rektor Müller entwickelte sich die Schule zu einem Vorzeigebetrieb: Im musischen Bereich gab es einen Schulchor und ein Schulorchester.

Bild links: Fotolabor (Sichart, 1964, S. 20); Bild rechts: Schulorchester (Sichart, 1964, S. 19)

Im Dezember 1958 wurden dann die erste Schulhauserweiterung, die eine Schulküche beinhaltete, und die Turnhalle eingeweiht.

Bild links: Erweiterungsbau, Bau A (Bachteler, 1962, Nr. 81)
1958; Bild rechts: Schulturnhalle, 1958 (Bachteler, 1962, Nr. 85)

Eine Besonderheit der Schule war neben ihrer hervorragenden Ausstattung der Freiwillige Instrumentalunterricht im Rahmen des Schulunterrichts, der das Schulorchester möglich machte. Durch Bemühungen auf den verschiedensten Gebieten machte sich die Volksschule einen großen Namen und wurde beispielsweise von Dozenten an Universitäten und Hochschulen für Lehrerbildungsanstalt aus England, Australien, Kanada und weiteren Ländern besucht.

Im Jahr 1962 besuchten sogar Vertreter*innen des japanischen Innenministeriums die Burgfeldschule und es erschien in einer Japanischen Pädagogischen Zeitschrift ein ausführlicher Bericht über das Leben und die Arbeit an der Schule.

Titelseite der japanischen Zeitschrift mit einem handschriftlichen Gruß des japanischen Ministerialbeamten Mr. Tomio Goto (Sichart, 1964, S. 36)

Stetig steigende Schülerzahlen machten es im August 1965 nötig ein zweites Gebäude, den Bau B, zu bauen, der Grundstock unseres jetzt eingeweihten Gemeinschaftsschulgebäudes.

Um gegen den Lehrermangel vorzugehen, wurde im Jahr 1962 sogar ein Lehrerwohnhaus in Großsachsenheim errichtet, um Lehrer für die Schule zu gewinnen. 1969 folgte Otto Appel als Rektor, Fritz Naser blieb weiterhin Konrektor.

1972 errichtete die Stadt die 3-teilige Sporthalle.

Bild: 3-Teilige Sporthalle, 1972  (Bildband Sachsenheim S. 214)

Im Jahre 1974 wurde die Realschule gegründet und konnte 1976 in das eigene Gebäude einziehen. 

1980 übernahm Rektor Norbert Landsperger mit Konrektorin Brigitte Neumann. Mit dieser Schulleitung begann die enge Zusammenarbeit mit der Kraichertschule, dem heutigen SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Sowohl Sporttage, Schullandheime, als auch der Pausenhof waren nicht mehr getrennt, sondern wurden gemeinsam genutzt und erlebt. Auch in den Schulfächern Sport, Technik und Hauswirtschaft wurde gemeinsam gelernt.

1982 stiegen die Schülerzahlen weiter, daher musste der Bau B der Burgfeldschule erweitert werden. Bürgermeister Roller und Bürgermeister Lüth prägten diese Bauzeit. Gleichzeitig entstand ein Schwimmbad mit Hubboden, das ursprünglich als Lehrschwimmbad geplant wurde. Daraus wurde dann aber ein beliebtes Hallenbad für die Öffentlichkeit.

Bild: Betrieb im Hallenbad (Bild abgerufen über: https://www.sachsenheim.de/system/getthumb/images/__tn4__ecics_279_366_364_169.jpg zuletzt eingesehen am 07.12.2021)

21. Jahrhundert – heute

2002 wurde Joachim Treffert Schulleiter, der die Schule bis 2014 leitete. Er bereitete das Kollegium schon auf den Übergang zur Gemeinschaftsschule vor. In dieser Zeit wurde die gebundene Ganztagesschule an der Sekundarstufe eingeführt, es fanden erstmals Schülerversammlungen statt und die Streitschlichter wurden an der Schule etabliert. Zusätzlich fanden regelmäßig Projekte wie ein Musical oder Kooperationen mit dem Zirkus statt. Auch die Schulsozialarbeit wurde an die Schule geholt um Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern zu unterstützen.

Bilder aus dem Musical Agota Bodo-Toth (2017/2018)

Mit einem Beschluss der Gesamtlehrerkonferenz am 07.05.2013 begab sich die Burgfeldschule auf den Weg zur Gemeinschaftsschule. Zunächst musste diesem Vorhaben die Schulkonferenz am 20.06.2013 zustimmen. Am 04.07.2013 beriet der Verwaltungsausschuss und am 11.07.2013 der Gemeinderat über dieses Vorhaben am 27.09.2013 wurde der Antrag durch den Schulträger gestellt.

Durch einen Erlass des Regierungspräsidiums vom 10.02.2014 wurde die Burgfeldschule zu Beginn des Schuljahres 2014/2015 zur Gemeinschaftsschule Sachsenheim unter Bürgermeister Fiedler. Zum Schuljahr 2019/2020 wurde sie dann in Gemeinschaftsschule am Sonnenfeld umbenannt und steht heute unter der Leitung von Rektor Bernhard Dietrich und seinen Konrektorinnen, Ivonne Mußgnug und Katja Wörz.

Quellen:
Bachteler, Kurt (1962): Geschichte der Stadt Großsachsenheim, 1. Auflage, Gläser und Kümmerle, Bietigheim.
Sichart von, Klaus; Lörcher, Karl; Naser, Fritz; Müller, Helmut (Hrsg.: Volksschule Großssachsenheim) (1964): Unsere Schule Großsachsenheim, Gläser und Kümmerle, Bietigheim.