„Das Coolste war unser Flashmop am letzten Abend auf dem ‚Grande Place‘“. Tanzen auf dem großen, mit goldverzierten Häuserfassaden geschmückten Platz in Brüssels Mitte, gemeinsam, spontan und einfach so. 33 Jugendliche aus fünf Ländern reisten vergangene Woche gemeinsam mit ihren Lehrern nach Brüssel. Am Montag an der GMS Sachsenheim beäugte man sich noch skeptisch und zögerlich, aber nach einer Woche toller, gemeinsamer Erlebnisse lagen sich am Samstagmorgen beim Abschied in Brüssel doch viele traurig in den Armen.
Gemeinsam belgische Waffeln und Schokolade in Manneken-Pis-Form essen, aber auch den Sitz des Europäischen Parlaments bestaunen und mit Europaabgeordneten diskutieren: Das Erasmus-Programm der Europäischen Union fördert den europäischen Austausch seit einigen Jahren auch an Schulen. Zum Auftakt der Veranstaltung „Regional verwurzelt – europäisch denken“ zum Thema Nachhaltigkeit präsentierten sich am Montag und Dienstag an der Sachsenheimer Gemeinschaftsschule die Gruppen aus Italien, Kroatien, Griechenland, Spanien und Deutschland gegenseitig ihre erarbeiteten Ideen und Projekte. Es ist ein Jahreskalender mit Tipps zum nachhaltigen Leben im Alltag entstanden, sowie eine Planung über einen nachhaltigen Pausenhof mit Hamsterrädern mit Energieerzeugungsmöglichkeiten und einem Prototyp eines Basketballkorbs, der auf dem Schulhof zu zielgerichteter Müllentsorgung anregen soll. Es gab Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung in Schulkantinen, sowie Müllsammelaktionen in mehreren Städten, sowie in Griechenland am Strand.
In der Fragerunde zum Thema „Nachhaltigkeit vor der eigenen Haustür“ konnten die Schülerinnen und Schüler am Dienstag dem Sachsenheimer Bürgermeister Holger Albrich und dem Landtagsabgeordneten der Grünen Tayfun Tok auf den Zahn fühlen.
In Brüssel wurden die nachhaltigen Ideen dann dem Europaabgeordneten Reiner Wieland vorgestellt, der übrigens seine in Deutschland gekauften Pfandflaschen regelmäßig wieder mit nach Deutschland nimmt, weil sie hier nach seinen Vorstellungen recycelt werden. Im Moment aber leider noch im Auto. Tayfun Tok hingegen kauft nur sehr ungern in Plastik verpackte Produkte und shoppt daher möglichst in Unverpackt-Läden.
Nicht nur den persönlichen Umgang der verschiedenen Abgeordneten mit Nachhaltigkeit konnte man vergleichen, sondern auch den sehr unterschiedlichen Umgang der einzelnen EU-Länder damit. Man sollte zum Beispiel in Europas heimlicher Hauptstadt Brüssel in manchen Stadtteilen sportlich unterwegs sein, um den Müllbergen auf den Gehwegen gefahrlos ausweichen zu können.
Und was haben die Schüler gelernt? Nach einer Woche nur Englisch sprechen, bleibt sicher nicht nur die Vokabel „sustainable“, sondern ganz sicher auch der ein oder andere europäische Grundgedanke im Kopf. Und so ganz nebenbei hat man auch eine ordentliche Portion Toleranz und Offenheit gelernt, vielleicht sogar fürs Leben.
Fragt man die Koordinatorin Anne Rischen von der Gemeinschaftsschule Sachsenheim nach der Quintessenz des Projekts, dann strahlt sie: „Es sind Freundschaften entstanden!“ Und da hätte doch Erasmus von Rotterdam, der große Humanist der Renaissance, ganz sicher seine Freude gehabt.
Susanne Schubert
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