Von der Schiefertafel zum iPad – Schule in Sachsenheim einst und jetzt

… so lautete der Titel des Vortrags von Hermann Albrecht, Ehrenbürger der Stadt Sachsenheim, und unserem Schulleiter Bernhard Dietrich.

In einem kurzweiligen Vortrag stellte Hermann Albrecht die schulische Entwicklung in Sachsenheim von der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis heute dar. Die Aufgliederung des Schulsystems von einer Volkschule für alle bis hin zu vier verschiedenen Schularten in Sachsenheim präsentierte er abwechslungsreich und prägnant, untermalt mit vielfältigen Bildern. Die rund 40 geladenen Gäste – darunter unter anderem die beiden ehemaligen Bürgermeister Horst Fiedler und Andreas Stein, sowie das Staatliche Schulamt, vertreten durch Schulrat Markus Klein – wurde mitgenommen auf eine Reise durch Jahrzehnte der Sachsenheimer Schulgeschichte.

Im ersten Teil seines Vortrags berichtete Albrecht von der äußeren Entwicklung der Schulgebäude. So gab es im Jahr 1945 in Sachsenheim drei Schulhäuser: die untere Schule (im heutigen Macedonia) für die Klasse 1 und 2, die obere Schule (im heutigen Pfarramt II) für die Klassen 3 und 4 und die Gartenschule (im heutigen Schulzentrum) für die Klasse 5 bis 8.

1950 begann die Errichtung des heutigen Schulzentrums mit der Einweihung der damaligen Burgfeldschule. 16 Jahre später wurde die Kraichertschule gegründet, die in das ursprüngliche Gebäude der Burgfeldschule einzog – diese bekam schon 1958 den Erweiterungsbau A und 1965 den heutigen Bau B. Im Jahr 1974 wurde schließlich die Schullandschaft um die Schulart „Realschule“ erweitert, bevor 2002 das Lichtensterngymnasium gegründet wurde. Im Jahr 2014 wurde unter Bürgermeister Horst Fiedler schließlich die Gemeinschaftsschule gegründet.

Der zweite Teil des Vortrags beschäftigte sich mit den Lehr- und Lernmethoden an den Schulen. Während die Zeit nach 1945 durch kalte Temperaturen im Zimmer, zerschlagene Wandbilder und Bücher und Sperrholzplatten an den Fenstern das Unterrichten sehr schwierig machte, brachte der Umzug in das neue Schulgebäude der Burgfeldschule im Jahr 1950 die ersten Besserungen. Besonders oft fiel der Name Fritz Naser, der über 30 Jahre lang Konrektor an der Burgfeldschule war und dessen Tochter Sibylle Naser ebenfalls im Publikum saß. So richtete dieser ein Fotolabor und einen Physiksaal ein, während sein Schulleiter Helmut Müller einen Schulchor und ein Schulorchester etablierte. Auch die Aufführung von Schulopern und das neue Medium Schulfunk brachten neue Impulse in den Schulalltag. Eine innere Reorganisation machte die Burgfeldschule zum Mekka für pädagogisches Fachpersonal. So besuchte 1959 eine 38-köpfige Delegation von Dozenten aus aller Welt die Schule, 1962 kam Schulbesuch aus Japan. Hermann Albrecht stellte auch die innere Entwicklung der anderen Schularten dar und betonte beispielsweise das Engagement der Kraichertschule beim Weihnachtsmarkt, die Kontaktaufnahme mit der Stadt Valéas und die regelmäßig stattfinden Schüleraustausche durch die Realschule.

Im Anschluss an den Vortrag von Herrn Albrecht stellte Schulleiter Bernhard Dietrich das Konzept seiner Gemeinschaftsschule am Sonnenfeld vor. Er betonte, wie dringend sich die Schulen an unsere digitalisierte, pluralistische  und immer komplexer werdende Welt anpassen müssen, um den heutigen Schüler*innen einen gelingenden Lernprozess zu ermöglichen. Seine Gemeinschaftsschule sei dabei keine neue Schulart, sondern sie steht für einen anderen Umgang mit Menschen, für einen anderen Umgang mit Lernen und Leistung, für Gemeinschaft und soziale Gerechtigkeit und für Struktur und Offenheit.

„Ob eine Schüler*in etwas lernt oder nicht, liegt zuallererst in seiner eigenen Verantwortung. Lernen ist ein aktiver Prozess, damit bleibt der Prozess des Lernens bei den Schüler*innen. Die Lernbegleiter*innen sind  aber in hohem Maße dafür verantwortlich, dass jedes Kind die Möglichkeit bekommt, lernen zu können. Sie müssen dafür Sorge tragen, dass eine lernförderliches Klima herrscht“, so Dietrich.

Im Anschluss an diese einleitenden Worte stellte er besondere Instrumente an der Gemeinschaftsschule vor, die die besondere Art des Denkens und Lernens unterstützen und fördern: Neben Kompetenzrastern und Stempelkarten zählen dazu auch ein dezidiertes Rückmeldesystem, unter anderem mit der digitalen Lernplattform DiLer, sowie regelmäßige Coachinggespräche und Lernentwicklungsgespräch. „Noten“, so Dietrich, „sind ein Relikt aus vergangener Zeit und nicht sinnvoll in der Vielschichtigkeit menschlichen Lernens und in heterogenen Gruppen.“ Das Rückmeldesystem der Gemeinschaftsschule am Sonnenfeld gibt einen viel klareren Überblick über den Lernstand, über erreichte und noch zu erreichende Kompetenzen.

Dietrich betonte die Besonderheit des neuen Lernhauses, das in seiner Ausgestaltung auf die Bedürfnisse der Schüler*innen angepasst wurde. Neben dem regulären Klassenzimmer gibt es weitere ausgestaltete Lernorte: Marktplätze, Differenzierungsräume, Flurbereiche, ein Café International und eine Schüler*innenbiblitohek, die in Kooperation mit der Stadtbücherei Sachsenheim betrieben wird, laden zum Lernen und Arbeiten ein. Weil nicht jeder Lernende mit Freiheit und Verantwortung gleich gut umgehen kann, haben seine Kolleg*innen ein Graduierungssystem entwickelt, das jedem/r Schüler*in, die erforderliche Struktur gibt, die er/ sie zum Lernen benötigt. So dürfen beispielsweise Aufsteiger ihren Lernort komplett frei wählen, während Neu-Einsteiger zum Lernen noch im Klassenzimmer bleiben.

Zum Schluss seines Vortrags vollzog Dietrich den Bogen zum iPad, das an der digital topmodern ausgestatteten Gemeinschaftsschule nicht nur von den Lehrkräften, sondern vor allem von den Schüler*innen zum Lernen verwendet wird. Neben vielen Faktoren für erfolgreiches Lernen sei das „iPad das perfekte Vehikel für die Umsetzung individueller Lernstrategien“, so Dietrich.

„Die Schullandschaft in Sachsenheim hat sich vielfältig entwickelt, die Schulen haben sich gewandelt. Ein sichtbarer Wandel ist im Neubau der Gemeinschaftsschule vollzogen, vieles sieht nicht mehr so aus, wie in der klassischen Schule. Aber so wie jede Epoche Antworten auf Erkenntnisse und Anforderungen gesucht und gefunden hat, so hat die Gemeinschaft dieser Schule dies getan und darf und kann und muss es auch weiterhin tun“, schließt Dietrich seinen Vortrag.